Therapeutische Angebote

Bei den wöchentlich stattfindenden Einzelgesprächen steht die individuelle Lebenssituation des Patienten im Mittelpunkt. Im ausführlichen Dialog mit einem Therapeuten werden aktuelle Konflikte angesprochen und gemeinsam Lösungsvorschläge diskutiert. Der regelmäßige Austausch dient der Analyse wie auch dem Training individueller und sozialer Verhaltensmuster und trägt so wesentlich zum Erkennen biografischer Zusammenhänge bei. Ziel ist der Aufbau einer vertrauensvollen und konstanten Beziehung in einer interaktiv offenen Atmosphäre.

In einem geschützten Rahmen hat der Patient regelmäßig die Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu treten und sich mitzuteilen. Gerade im Bereich der kommunikativen Kompetenz gibt es aufgrund der häufigen sozialen Isolation oft Hemmschwellen, die in einer dynamischen Gruppensituation überwunden werden können. In einem gesprächstherapeutisch orientierten Rahmen werden gewohnte Verhaltensmuster durch neue Denkanstöße in Frage gestellt sowie Strategien zur Konfliktbewältigung und im zwischenmenschlichen Umgang erprobt. Der Erfahrungsaustausch fördert das Gemeinschaftsgefühl der Patienten und ermöglicht psychischen Halt bei der Bekämpfung der Sucht. Ein wichtiger Aspekt der Gruppentherapie ist die Sensibilisierung gegenüber suchtspezifischen Themen: Der Patient lernt, sich selbst aus einer neuen Perspektive zu sehen und die individuelle Lebenssituation kritisch zu beleuchten. Dieses Angebot ist gleichsam das zentrale Forum, in dem aktuelle Fragen in der Gemeinschaft besprochen werden.
Arbeit bedeutet eine Steigerung des Selbstwertgefühls, soziale Kontakte und gesellschaftliche Anerkennung. Bei der Rehabilitation suchtkranker Menschen ist eine feste Tagestruktur daher ein zentraler Aspekt zur Wiedereingliederung in den Lebensalltag. In einem geregelten Tagesablauf können persönliche Fähigkeiten und Grenzen ausgelotet werden, der Patient erkennt die Zusammenhänge von Verantwortung, Zuverlässigkeit und Kritikfähigkeit. Er stellt sich auftretenden Konflikten und stärkt sein Selbstbewusstsein. Die Frustrationstoleranz wird erhöht, Ängste werden abgebaut. Eine tägliche und verbindliche Arbeitstherapie ist als praxisnahes und kompetenzsteigerndes Alltags-Training mit hohem Realitätsbezug ein zentraler Aspekt der sozialen Integration.
Außergewöhnliche Belastungs- oder Konfliktsituationen stellen in der therapeutischen Arbeit mit Suchtkranken eine besondere Herausforderung dar. Eine stabile und vertrauensvolle Beziehung ist eine unerlässliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Krisenintervention. Kontraproduktiv ist ein stark konfrontatives und sanktionierendes Verhalten. Stattdessen sollten im Dialog mit dem Patienten Empathie vermittelt und zeitnah Lösungen gefunden werden, um Rückfälle in der Therapie wie in der persönlichen Entwicklung des Einzelnen verhindern zu können. Wichtig ist die ganzheitliche Erfassung sämtlicher Problemfelder, damit die Krise nicht auf andere Lebensbereiche übergreift. In Kooperation mit weiterführenden Einrichtungen kann schnell individuelle Hilfe geleistet werden. So erfahren suchtkranke Menschen das subjektive Gefühl einer aktiven wie professionellen Unterstützung. Im Einzelfall kann eine frühzeitige Einbeziehung der Angehörigen vorteilhaft sein.
Auf Wunsch können Angehörige in den therapeutischen Prozess eingebunden werden. Die Einrichtung hilft beim Herstellen der Kontakte und erörtert im Dialog mit allen Beteiligten die Chancen und Perspektiven eines solchen Schritts. Der therapeutische Erfolg sowie das Wohl von Patienten wie auch von Angehörigen stehen bei der Moderation von Familiengesprächen klar im Mittelpunkt. Ein realistischer Blick auf die aktuelle familiäre Situation ist daher unverzichtbar, um falsche Hoffnungen zu vermeiden.